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 Lübecker Shantychor "Möwenschiet" e.V.

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  Gesungen wurde schon seit ewigen Zeiten: ob allein beim Durchstreifen der Natur, in gemeinschaftlicher Erntearbeit oder beim Fischen von Boot zu Boot. Bei der Segelschiffahrt allerdings diente das Singen einem andern Zweck: wie die Trommeln auf den großen spanischen Galeeren und ihren römischen Vorgängern den Rudersklaven den Arbeitstakt angaben, waren es bei "freien" Seeleuten an Bord der Frachtsegler die menschlichen Gesänge, die ein zeitgleiches Anpacken zum Bündeln der Einzelkräfte ermöglichten. An Land vergleichbar mit dem Bewegen von schweren Balken oder Steinen auf das Kommando "Hauruck", wurden auf den Segelschiffen durch "Hi-Ho" oder "Hoo-Ray" oder ähnliche in den Songs vorkommende Laute die "hands on deck" zum synchronen Reißen an den Tauen und Leinen animiert, um die "Wäsche" hochzukriegen.
Die längeren Texte zwischen den Arbeitstakten füllte der "shanty-man" mit meist selbst erdachten Strophen. Inhaltlich ging es da um die oft miserablen Arbeitsbedingungen an Bord. So mancher Vorsänger mußte für seine allzu freien Gedanken über den "Alten" (Kapitän) harte Strafen verbüßen, da er der Einzige war, der die Mißstände an Bord lauthalssingend anprangerte.
Der Begriff "Shanty" wurde wahrscheinlich aus dem Französischen (chanter: singen) oder aus dem Englischen (to chant: singen, skandieren) abgeleitet. Ganz genau weiß es keiner! Für die Arbeiten in zeitlich und körperlich verschiedener Intensität entstanden entsprechende Gesänge unterschiedlicher Textlänge, Takt- u. Rhythmusform. Galt es zum Beispiel ein Tau mit kurzen, kräftigen Zügen zu straffen, so hörte man dazu ein "short haul"-Shanty. In der Bildergalerie liegt eine Großaufnahme Ein "stamp and go away" - Shanty kam aus den rauhen Kehlen, wenn die Mannschaft beim Heißen der schweren Rahen über die Planken marschierte, auf Kommando stillstand und mit den Stiefeln aufstampfte. Es gäbe noch viele andere Shanty-Arten aufzuzählen!
Da die Seeleute in allen Häfen der Welt für die harte Arbeit auf den Segelschiffen "schanghait" (die etwas unfeinere Art von "Anheuern") wurden, bestand eine Crew aus Männern verschiedenster Herkunft und Sprache. Aus der Weltsprache Englisch entwickelte sich ein Kauderwelsch aus allen möglichen Slangs und internationalen Einflüssen. Aber das Produkt "pidgin" verstanden alle! So ist es auch nur realistisch nachempfunden (und nicht nur ein bequemes Alibi), wenn unsere heutigen Shanty-Chöre die Kultur der Arbeitslieder auf See nicht immer in astreinem Oxford-Englisch in Erinnerung halten. Hauptsache, das gemeinsame Singen im Shanty-Chor macht allen Beteiligten viel Spaß.
In diesem Sinne: All hands on deck - Ahoi!